Dem Klimawandel mit Geschmack begegnen

Die Oase Hazoua setzt auf bio-dynamische Dattelproduktion und Ökotourismus

Die Ausgangssituation

Laut Klimaprognosen werden Tunesiens Oasen bis 2030 unter einer Klimaerwärmung von voraussichtlich fast 2 Grad leiden, sowie unter einem Rückgang der Niederschläge um 9 Prozent. Darüber hinaus soll es häufiger zu Hitzewellen mit Temperaturen über 50 °C kommen. Gleichzeitig zählen Oasen zu den Öko-/Agrosystemen mit der größten Artenvielfalt: Traditionell bauen die Landwirte mehrere Früchte in Etagenwirtschaft an; als grüne Lungen der Wüste sind die Oasen zudem Heimat unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Um die Oasen liegen natürliche Weiden, die traditionell von der Bevölkerung zur Haltung von Ziegen, Schafen und Kamelen genutzt werden und ebenfalls eine Vielzahl endemischer Pflanzen beheimaten.

Die Landwirtschaft in der Oase ist stark von den Grundwasser-Reserven abhängig, und diese werden durch die massive Ausweitung der Oasen und ineffiziente Bewässerung in Monokulturen übernutzt. Der Grundwasserspiegel sinkt, und Salzwasser aus den Salzseen droht in die Grundwasserspeicher zu gelangen. Der Klimawandel verschärft das Problem. Zudem wurde in den letzten Jahren aus wirtschaftlichen Gründen der Anbau der Dattelart „Deglet Nour“ in Monokultur vorangetrieben, was zu einem Verlust an Artenvielfalt führte. In Gabes sind deshalb bereits 16 einheimische Pflanzen- sowie 13 Tierarten (Vögel, Reptilien und Amphibien) bedroht. Monokulturen sind gegenüber Hitzewellen anfälliger als traditionelle Anbausysteme mit mehr Biodiversität.

Dies macht die Landwirtschaft in der Oase zunehmend schwieriger und fragiler. Hinzu kommt: Die Qualität der Datteln nimmt in vernachlässigten Monokulturen stetig ab. Dadurch verringern sich Absatz- und Exportmöglichkeiten auf lokalen und europäischen Märkten.

Die natürlichen Weideflächen leiden unter starker Überweidung und sind zum Teil durch die unkontrollierte Entsorgung des Drainagewassers degradiert und versalzen.

Das Vorgehen

Angesichts dieser prekären Lage startete die deutsche Entwicklungszusammenarbeit 2003 in Hazoua ein Pilotprojekt. Es läuft heute als Teil des Klimavorhabens, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) realisiert. Um die Lebensgrundlage der Bevölkerung zu sichern, galt es zunächst die Haupteinnahmequelle, nämlich die Dattelproduktion auf eine nachhaltigere Grundlage zu stellen. Hierzu wurden alle Abläufe für den Anbau, die Verpackung und den Export von Datteln untersucht. Zusammen mit den lokalen Landwirten wurde ein professionelles Qualitätsmanagement-System entwickelt und eingeführt. Dafür durchliefen die Landwirte Schulungen für den Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung von Datteln. Am Ende des Prozesses stand eine nach „Demeter“ zertifizierte bio-dynamische Dattelproduktion, die auf Vielfalt setzt statt auf Monokultur.

Um den Export nach Europa anzukurbeln und stabil zu halten, vermittelten die deutschen Experten Kontakte zwischen der lokalen Exportfirma in Hazoua und einem Schweizer Importeur. Über eine Public Private Partnership (PPP) entstanden so stabile Handelsbeziehungen.

Parallel zu all diesen Aktivitäten suchten die Berater auch nach Möglichkeiten, das knappe Wasser besser zu nutzen. Die Lösung: Der Einsatz von Drainagewasser. Dieses gebrauchte Wasser wird heute an die Randgebiete der Oase gepumpt und dort so ausgebracht, dass es zur Regeneration der Weideflächen beiträgt. So werden der Bodenerosion und Desertifikation vorgebeugt; die Pflanzen können zudem als Futtermittel für eine intensivere und umweltverträgliche  Viehzucht verwendet werden.

Mehr über das Projekt

http://www.giz.de/themen/de/29182.htm

Partner:

http://www.vitaterra.com/

 

 

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