Faire Kredite gegen Klimawandel

Wie man in Tungurahua das Ökosystem Páramo vor der Degradierung durch Kühe schützt

Die Ausgangssituation

Der Páramo ist ein typisches Ökosystem in den Höhenlagen der Anden von Venezuela, Kolumbien, Ecuador und dem Norden Perus. Er ist Lebensraum und Wasserreservoir für Flora und Fauna - und damit auch für viele Hunderttausende Menschen. Die Region ist zudem eine wichtige Kohlenstoffsenke, da der Boden große Mengen an CO2 aufnehmen kann.

Er ist auch Speicher für sauberes Trinkwasser, von dem ein großer Teil der andinen Bevölkerung abhängig ist.

Die historischen Klimadaten zeichnen allerdings für den ecuadorianischen Páramo in der Provinz Tungurahua ein bedrohliches Szenario. Demnach ist die Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 1960 und 2006 um 1,2 bis 2,0°C gestiegen, und diese Tendenz setzt sich laut verschiedenen Klimaprojektionen in Zukunft fort, insbesondere in den Monaten Juni bis August. Obwohl die jährliche Niederschlagsmenge in den letzten 50 Jahren leicht gestiegen ist, geht der Trend in Richtung mehr Niederschlag in der Regenzeit, bei noch weniger Niederschlag in den ohnehin trockenen Monaten. Diese Niederschlags- und Temperaturänderungen hätten verheerende Auswirkungen auf viele Arten im Páramo. Sie könnten nicht mehr in höher gelegene Ebenen migrieren, aber auch der Weg ins Tal wäre durch landwirtschaftliche Nutzung und Viehzucht versperrt. Das Ökosystem Páramo ist gegenüber Trockenheit sehr empfindlich und es besteht die Gefahr, dass er durch die veränderten Niederschlagsmuster durch den Klimawandel in Ecuador als Wasserversorger verloren geht.

Das Vorgehen

Um den Páramo nachhaltig zu schützen, haben die Provinzregierung, indigene Organisationen und die Privatwirtschaft zusammengearbeitet und verschiedene Ansätze entwickelt. Ziel ist es, den ökologischen und ökonomischen Druck, der auf dem empfindlichen Ökosystem lastet, abzumildern oder ganz zu beseitigen. Langfristig sollen damit vor allem die Trinkwasserversorung und das Bewässerungssystem der Felder gesichert werden.

Hierzu wurden unterschiedliche Pläne und Programme umgesetzt. So wurde z.B. die nachhaltige Produktion und Vermarktung von Milch und der Andenbrombeere verbessert, die quantitativ und qualitativ das Ökosystem Páramo als Wasserlieferant erhalten, schützen und rückgewinnen. Dadurch soll die Armut der indigenen Kleinbauern nachhaltig gemindert werden.

Die Provinzregierung erließ eine Verordnung, nach der in einer Höhe von über 3600 Metern keine Weidewirtschaft betrieben werden soll, um das Ökosystem vor der Degradierung durch Kühe zu schützen. Allerdings wurde den Bauern dafür keine gute Alternative von der Provinzregierung angeboten.

Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) berät die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) verschiedene Akteure um den Páramo zu schützen und gleichzeitig auch die Lebensgrundlage der Bauern zu sichern. Zum Beispiel wurde zusammen mit der privaten Kreditkooperative „Valles del Lirio“ ein Finanzierungssystem entwickelt, das den Bauern Kredite zu fairen Bedingungen überlässt. Dies dient als Anreiz, ihre Kühe in niedrigeren Höhenlagen weiden zu lassen. An dem Prozess waren auch drei indigene Bauernorganisationen beteiligt, deren Mitglieder auf die Kredite zugreifen können. Der Bauer muss z.B. um den Kredit für eine produktivere Kuh zu bekommen, erst seine alte Kuh verkaufen, damit die Herdengröβe gleich bleibt. Auch zur Beschaffung von besserem Saatgut für die Futteranpflanzung werden Kredite vergeben. Dabei spielt energiereiches Futter z.B. Weidelgras, das bis 3600 Metern wächst, eine große Rolle, damit die Tiere auch in der Trockenzeit gut ernährt sind. Auch mit dem eiweißreichen Futter, z.B. Luzerne, das nur bis ungefähr 2800 Metern wächst, sollen die Bauern davon abkommen, ihre Kühe in den höher gelegenen Páramo zum Grasen zu schicken.

Das Nationale Agrarforschungsinstitut INIAP berät die Bauern bei einer effizienten Bewirtschaftung des Bodens durch neue Techniken und beim Anbau der eiweißreichen Pflanzen.

Die Wirkungen

Für alle Beteiligten ist das Projekt eine Win-Win Situation: Die Bauern in unteren Teil haben einen größeren Markt für Luzerne; die Bauern im oberen Teil kommen an besseres Futter und besitzen weniger Kühe, die mehr Milch produzieren; der Páramo wird von den Tieren weniger zertrampelt und somit geschützt, er kann weiterhin seine Funktion als Wasserspeicher erfüllen. Letzteres ist insbesondere wichtig im Kontext des Klimawandels, da es laut Klimaprojektionen in Zukunft häufigere Trockenperioden in der Region geben soll.

 

Weitere Informationen

Acopio y Comercialización de Lecha Fresca de la Zona de Amortiguamiento del Ecosistema Páramo

www.gesoren.org.ec/index.php/publicaciones/74-serie-de-sistematizaiones-gesoren2

Implementación de Planes de Manejo de Páramos en Tungurahua

www.gesoren.org.ec/index.php/publicaciones/77-serie-de-estudios-de-impactos

 

 

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