Klima- und Biodiversitätsschutz Hand in Hand

Ökosystembasierte Ansätze für Klimaschutz in der Mata Atlântica

Die Ausgangssituation

Die "Mata Atlântica", der atlantische Regenwald, ist Heimat von mehr als 120 Millionen Menschen und das Herz der brasilianischen Wirtschaft. Sie erstreckt sich entlang der gesamten Ostküste Brasiliens und bis weit ins Landesinnere hinein. In der Region liegen wichtige Großtädte wie São Paulo und Rio de Janeiro, aber auch Nationalparks wie die "Serra dos Orgãos" mit ihren beeindruckenden Felsspitzen.

Besiedlung und wirtschaftliche Erschließung haben der Mata Atlântica bis heute sehr zugesetzt. Die Ausdehnung des Regenwaldes ist stark zurückgegangen, große Flächen wurden degradiert und die noch verbleibenden, gut erhaltenen Fragmente ursprünglicher Vegetation sind vollkommen voneinander isoliert. Dennoch zählt die Mata Atlântica weiterhin zu den fünf wichtigsten Biodiversitäts-'Hotspots' weltweit. Und das komplexe Zusammenspiel zwischen menschlicher Aktivität, biologischer Vielfalt und Klimawandel wird in dieser Region  besonders deutlich.

Der Klimawandel bedroht bereits heute die natürliche Artenvielfalt in der Mata Atlântica. Erste Hinweise darauf, dass Flora und Fauna im atlantischen Regenwald äusserst sensibel auf die klimatischen Veränderungen reagieren, liegen bereits vor. Für die brasilianische Gesellschaft wie auch für den globalen Klimaschutz ist die Mata Atlântica jedoch auch aufgrund ihrer Funktion als „Lieferantin“ zahlreicher Ökosystemleistungen von herausragender Bedeutung. Sie dient als globale Kohlenstoffsenke und die Schutzflächen mit ihren intakten Ökosysteme erfüllen wichtige Funktionen zur Vorsorge vor Naturkatastrophen. Die lokale Bevölkerung ist zudem direkt abhängig von den Funktionen des Waldes, wie beispielsweise für Trinkwasserversorgung, Wasserversorgung der Industrie und Landwirtschaft oder Produktion von Naturprodukten wie Holz und Ölen. In der ohnehin schon stark vom Menschen strapazierten Mata Atlântica bedroht der Klimawandel somit auch die direkte Lebensgrundlage von Millionen von Brasilianern und Brasilianerinnen. 

Das Vorgehen

Das Projekt„Biodiversität und Klimawandel in der Mata Atlântica“ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Ziel ist es, den Schutz der Biodiversität in der Mata Atlântica zu verbessern und ursprüngliche Waldgebiete in drei ausgewählten Schutzgebietsverbundsystemen – sogenannten „Mosaicos“ – wiederherzustellen: in der Bergregion im Hinterland von Rio de Janeiro (“Mosaico Mata Atlântica Central Fluminense“), im Süden des Bundesstaates Bahia („Mosaico Extremo Sul da Bahia“) und in der Küstenregion der Bundesstaaten São Paulo und Paraná („Mosaico Lagamar“). Damit will das Projekt einerseits zur Minderung des Klimawandels und andererseits zur Anpassung an dessen Folgen in der Region beitragen.

Thematisch stehen vier Schwerpunkte im Vordergrund, die auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Zum einen werden klimasensible Entwicklungsszenarien und Vulnerabilitätsanalysen erstellt, um das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zu verbessern und die Erkenntnisse in Planung und Raumordnung der verschiedenen administrativen Ebenen einfließen zu lassen. Zum zweiten werden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern in den ausgewählten "Mosaicos" neue Minderungs- und Anpassungsinitiativen entwickelt, umgesetzt und deren Wirksamkeit ausgewertet. Zur Ergänzung dieser Maßnahmen werden drittens ökonomische Instrumente und Anreizstrukturen entwickelt, geprüft und verbreitet. Und viertens werden schließlich die auf lokaler Ebene gewonnenen Erfahrungen in Planungs- und Politikprozesse auf regionaler und nationaler Ebene eingespeist.

Mit der Umsetzung des Projekts hat das BMU die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH beauftragt. Partner vor Ort sind das brasilianische Umweltministerium (Ministério do Meio Ambiente, MMA), die nationale Schutzgebietsbehörde „Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade“ (ICMBio) sowie Bundesstaaten, Gemeinden, verschiedene Nichtregierungsorganisationen (NRO) und private Akteure in den Projektregionen.

Die Wirkungen

Mit den genannten Maßnahmen will das deutsch-brasilianische Kooperationsvorhaben bis 2017 Wirkungen auf unterschiedlichen Ebenen erreichen. Durch den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Wiederherstellung von Naturwald in den Projektregionen soll die Funktion als natürlicher Kohlenstoffspeicher und -senke gestärkt werden. Damit werden letztlich auch klimaschädliche Treibhausgase vermieden. Gleichzeitig sollen sich die natürliche Umwelt wie auch die Menschen der Region besser als bisher an den bereits stattfindenden Klimawandel anpassen können. Bei allen Maßnahmen werden deshalb relevante Akteure aus öffentlichen Institutionen und privaten Organisationen einbezogen und bei Bedarf fortgebildet. Darüber hinaus wird das Projekt seine Erfahrungen und methodischen Innovationen in relevante nationale, regionale und internationale Foren einspeisen.

Mehr über das Projekt


www.giz.de/brasilien

 

 

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